Verlockt, verflixt, verzockt: Stromtarife aus dem Netz

 

Wir verraten Ihnen die Strategien von Online-Anbietern

Wer den Stromtarif wechseln möchte, kann das mit nur wenigen Klicks. Netz-Lieferanten ködern immer wieder mit lukrativen Boni. Was auf den ersten Blick profitabel wirkt, entpuppt sich oft als trügerisch.

Augen auf beim Kleingedruckten

Scheinbar profitable Angebote werden von gängigen Tarifvermittlern ganz oben in ihren Vergleichsportalen gelistet. Die Crux: Je günstiger ein Tarif erscheint, umso kritischer sollte er beäugt werden – zumal Boni oft nur nach persönlicher Aufforderung ausgeschüttet werden.

Wechselwillige Kunden von Online-Discountern werden nicht selten mit Bonuszahlungen gelockt, die sich wegen gut versteckter Klauseln jedoch immer wieder verlaufen. Das Sonderkündigungsrecht ist in solchen Fällen oft schon verstrichen. 

Unser Marketing- und Vertriebsleiter Armin Fahrenkrog klärt auf: „Zahlreiche Online-Stromanbieter locken mit Sachgeschenken und scheinbar günstigen Konditionen im ersten Vertragsjahr. Diese auf den ersten Blick rentablen Tarife werden jedoch ab dem zweiten Jahr mit zum Teil sprunghaften Tariferhöhungen wieder ausgeglichen.“

Online-Anbieter sind Kunden stets voraus

Zwar ist es seit Öffnung des Strommarktes vor knapp 23 Jahren durchaus legitim, den Stromtarif regelmäßig zu wechseln. Da sich die Verträge für die meisten Anbieter nun jedoch erst ab dem zweiten Jahr wirtschaftlich rechnen, werden fleißig Daten gesammelt – vor allem über diejenigen, die sich zuverlässig um Wechsel bemühen. 

BIGGE ENERGIE-Geschäftsführer Ingo Ehrhardt hierzu: „Angeboten von Bonus-Tarifen liegen Kalkulationen zugrunde, die darauf bauen, dass einige – wenn nicht gar viele – Kunden schlichtweg vergessen, ihre Lieferverträge rechtzeitig zu kündigen.“

Ehrlich währt am längsten

Die Billigstrom-Anbieter im Internet vermuten, dass Verbraucher bloß ihre Boni abgrasen wollen, um anschließend weiterzuziehen. Die Folge: Sie werden immer häufiger abgelehnt. Die Gesetzeslage macht dies möglich, denn abgesehen von der Grundversorgung bestehen hier keinerlei Vertragszwänge.

Das sogenannte Bonushopping gilt bei den Online-Stromanbietern zwar selbst als verschrien, wird in letzter Konsequenz aber erst durch deren trügerische Tarifpolitik angeheizt. Glaubwürdigere Anbieter hingegen werden oft schlecht gelistet – ganz egal, ob ihre Preismodelle nun ehrlich, kundenorientiert und geradeheraus kommuniziert sind.

Fürsorge heißt: Versorgen, nicht verführen

Anstatt Kunden also aus Sorge vor Abwanderungsgedanken ab dem zweiten Vertragsjahr von vornherein abzulehnen, sollte man besser von Beginn an faire Tarife und transparente Preismodelle festlegen und darüber hinaus eine Beratung anbieten, die fürsorglich und auf Augenhöhe stattfindet. So sparen Verbraucher nämlich nicht nur Geld, sondern letztlich auch eine Menge Ärger.