„Die Region steht hinter uns“

 

Kultur in Attendorn: Das JAC scharrt bereits mit den Hufen

Wäre 2020 ein Film gewesen, welchen Namen hätten Sie ihm gegeben? Bei Kino-Betreibern hätten Titel wie „Die gähnende Leere“ bestimmt ins Schwarze getroffen. Wie das JAC in Attendorn mit der Krise umgeht, hat uns Besitzer Johannes Cordes erzählt. 

Bigge Energie: Sie sind Überzeugungstäter mit Liebe zum Film, Herr Cordes. Wären Sie das auch gewesen, hätten Sie gewusst, dass ein halbes Jahr nach Eröffnung des JAC eine Pandemie ausbricht?

JAC: Absolut! Wir brennen fürs Kino und die vielen glücklichen Besucher sind der beste Lohn. Sobald der Corona-Spuk vorbei ist, geht es bei uns mit Vollgas weiter.

BE: Sobald Kinos wieder öffnen dürfen, werden wohl erstmal nur geringe Auslastungen möglich sein. Verliert das Kino dadurch an Faszination?

JAC: Nein, die Faszination bleibt die gleiche – die Atmosphäre gibt es nur im Kino. Aber besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Natürlich machen wir wegen unbesetzter Plätze keine Freudensprünge, die Situation macht Einschränkungen aber leider notwendig.

BE: Auf ihrer Website sagen Sie, dass bisher keine einzige Infektion auf einen Kinobesuch zurückzuführen war…



JAC: Ganz nachvollziehen kann man die Einschränkungen der einzelnen Bundesländer nicht immer. Ich will aber auch mit keinem Entscheidungsträger tauschen, der zurzeit an den Verfügungen arbeitet.



BE: Immerhin gibt es ja Ausfallentschädigungen. Ein Indiz dafür, dass Kultur eben doch als systemrelevant angesehen wird?



JAC: Wir erfüllen das menschliche Grundbedürfnis der Unterhaltung, sind also kulturrelevant. Die Zuschüsse erhalten wir seit dem ersten Lockdown, die Förderungen greifen allerdings nicht bei allen Kollegen. Wir sind zum Glück noch so klein, dass es bei uns geklappt hat und sich der Ausfallfond rentiert. Wünschenswert wäre, wenn auch die größeren Kinos mehr Hilfe bekämen.

BE: Für viele Kinos ist der zweite Lockdown also der letzte Nagel im Sarg?

JAC: Ja und nein. Unsere Kollegen und wir glauben ans Kino, es gehört seit Erfindung des Films dazu. Kino hat es quasi immer gegeben und schon einige schwierige Zeiten überlebt. Wir hoffen auch diese – für alle Kinos! Wir stehen auch im ständigen Austausch mit unseren Kunden, die darauf warten, dass es wieder losgeht. Das gibt uns Zuversicht.



BE: Die Region gibt Ihnen also Rückendeckung?

JAC: Die Region steht hinter uns und alle freuen sich schon darauf, bald wieder den nächsten Film im JAC erleben zu können.


BE: Was sagen Sie eigentlich zum zunehmenden Einfluss von Streaminganbietern?

JAC: Streamingdienste machen eher dem Fernsehen Konkurrenz. Wir punkten mit außergewöhnlicher Tonqualität und spektakulären Bildern auf Riesenleinwänden. Da wirken Filme ganz anders als im TV, vom Tablet ganz zu schweigen. Oder wo würden Sie sich Filme wie „Der Herr der Ringe“ lieber anschauen?

BE: Guter Punkt! Was müssen Betreiber leisten, um dennoch den Besucher-Rückgang abzuwehren?

JAC: Das Publikum muss im Fokus stehen, das Erlebnis an der Tür anfangen und auch dort erst wieder aufhören. Jeder sollte sich rundum glücklich fühlen und so auch andere wieder dazu bringen, ins Kino zu gehen und dort etwas zu erleben.



BE: Sie haben also Hoffnung für die Zukunft?

JAC: Und ob! Es gibt so viele tolle Filme, die wir 2020 nicht mehr zeigen konnten und die nun darauf warten über die Leinwand zu flimmern. Hoffnung machen uns aber auch die tollen Menschen in unserer Region, die für die nächsten Blockbuster schon in den Startlöchern stehen.

BE: In diesem Sinne: Fortsetzung folgt… Alles Gute und vielen Dank für das Interview.


Bildrechte: Björn Bernhard