Klimaschutz auf allen Ebenen


Wie ein Olper sein Zuhause für die Energiewende wappnet


Benedikt Abel hat sich einen Traum erfüllt: Mit seiner Familie bewohnt er ein nahezu emissionsneutrales Haus. Dessen besondere Bauweise, intelligente Beheizung und nachhaltige Stromversorgung machen’s möglich. Im Interview berichtet der Politik- und Wirtschaftslehrer über Aufwand, Bestand und Ausbaufähigkeit seiner klimafreundlichen Behausung.

Das Neubaugebiet im Olper Stadtteil Rhode ist ein idyllisches Fleckchen: Kühe grasen in aller Ruhe auf weitläufigen Wiesen, die Stille des Waldes liegt in angrenzender Nähe. Verkehrstrubel: Fehlanzeige. „Ein Ort zum Entschleunigen“, wie BIGGE ENERGIE-Kunde Benedikt Abel findet, der sich nicht mehr vorstellen kann, noch mal irgendwo anders hinzuziehen: „Ich habe mal zweieinhalb Jahre in einer Großstadt gelebt. Auf Dauer war mir das alles zu laut, zu schnell, zu hektisch. Was ein eigener Garten am Waldrand vor allem für Kinder bedeutet, braucht man glaube ich gerade in Coronazeiten niemandem mehr erklären. Außerdem ist der Zusammenhalt im Sauerland einfach unschlagbar gut.“

Wer so viel Entspannung, Verbundenheit und Natur genießt und dafür lediglich vor die Tür gehen muss, der weiß die Umwelt umso mehr zu schätzen. Abel, der früher bereits als Pfadfinder „immer schon gerne aufs Rad gestiegen und ab in den Wald gefahren“ ist, schützt das Ökosystem aus Überzeugung: „Wenn man sich die vom Borkenkäfer zerstörten Wälder anschaut, hinterlässt das einen nachhaltigen Eindruck. Und wenn das dann noch vor der eigenen Haustür passiert, versucht man natürlich seinen Beitrag zu leisten – besonders, wenn man Kinder hat.“ Ein Glaubenssatz, den Franziska (7) und Cornelius (9) bereits selbst verinnerlicht haben: „Unsere Meerschweinchen Toffee und Susi sind so gut wie CO2-neutral.“

Auf die Frage, wie viel Überzeugungsarbeit es denn grundsätzlich braucht, damit die Familie bei der "CO2- Diät" mitzieht, gesteht Benedikt Abel schmunzelnd: „Mittlerweile überzeugen die eher mich!“ Doch auch außerhalb der eigenen vier Wände spielen die Themen Klima- und Umweltschutz eine wichtige Rolle für den Lehrer, der an einem gewerblichtechnischen Berufskolleg in Lüdenscheid unterrichtet: „Selbstverständlich habe ich großes Interesse, mit Schülerinnen und Schülern darüber zu diskutieren, was auch der Lehrplan hergibt. Leider gibt es noch häufig kritische Stimmen, die der Meinung sind, Klimaneutralität ließe sich nicht mit sicheren Arbeitsplätzen und Wohlstand vereinbaren.“ Dabei ist längst klar: Die Zeichen für einen Strukturwandel in der Energieindustrie stehen gut. So hat etwa das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in einer Studie herausgefunden, dass das Potential der dringend notwendigen Energiewende groß genug ist, um sämtliche Jobs im Braunkohlesektor zu ersetzen.

Benedikt Abel gibt jedoch auch zu, dass ein nahezu klimaneutrales Leben kein Selbstläufer ist: „Es hilft sicherlich, wenn man finanziellen Spielraum hat. Aber mit Augenmaß, gerade wenn man bei einem Neubau oder im Berufsleben Einfluss auf seinen ökologischen Fußabdruck hat, sollte jeder etwas tun.“

Dass die Abels mit Blick auf die Umwelt nicht bloß etwas, sondern eine Menge tun, davon zeugt ihr Zuhause vom Dach bis in den Keller. Beheizt wird es durch eine Erdwärmepumpe. Das geothermische Prinzip hierbei: In einem geschlossenen Rohrsystem zirkuliert Wasser oder eine andere Wärmeträgerflüssigkeit im Untergrund, von wo aus Wärme aus dem Boden aufgenommen wird. Hinzukommt die Blockbauweise aus robuster und nachhaltig angebauter Fichte sowie eine Dachdämmung aus recyceltem Papier und die Photovoltaikanlage, die rund 10.000 Kilowattstunden an Strom pro Jahr erzeugt – für den alltäglichen Familienbetrieb und die Fahrten mit dem elektrifizierten VW Golf mehr als ausreichend.

Außerdem sind die finanziellen und bürokratischen Anstrengungen zur Inbetriebnahme eigener Klimaschutz-Komponenten überschaubarer, als man es vielleicht vermutet. „Der Betrieb der PV-Anlage zum Beispiel hat nur am Anfang etwas formellen Aufwand gemacht, jetzt gefühlt überhaupt nicht mehr. Beim Hausbau wird der Klimaschutz durch weitere Vorteile wie gutes Raumklima begleitet – das ist meiner Meinung nach besser als bei herkömmlicher Bauweise“, sagt Abel und führt weiter aus: „Mit dem Elektroauto pendle ich zur Arbeit. Hier bestand der eigentliche Mehraufwand lediglich darin, beim Kauf einen Förderantrag zu stellen. Ich muss zwar jetzt immer dran denken, das Auto an meine Wallbox anzustecken, aber dafür spare ich mir den Weg zur Tankstelle.“

Und für die Zukunft? Auch hierfür hat er schon Pläne geschmiedet. Neben einer Smart Home-kompatiblen Umrüstung, mit der sich Energieverluste noch gezielter vermeiden lassen, hat Benedikt Abel vor allem klimafreundlichen Alltagspragmatismus im Blick: „Müll vermeiden, Wasser sparen, das Übliche eben.“ Strategien, die ihn längst keine Überwindung mehr kosten, die aber durchaus großes Potential haben: „Kleine Veränderungen können schon viel bewegen.“