Zwischen Abstandsgebot und Aufbruchstimmung: Ausbildung in der Isolation

 

Interview mit BIGGE ENERGIE-Azubi Moritz Kramer: „Auch wir sind systemrelevant!“

Wer bei der BIGGE ENERGIE Karriere macht, begibt sich auf einen abwechslungsreichen Pfad in einem Energieversorgungsunternehmen, auf das sich im Sauerland knapp 90.000 Menschen verlassen. Vom Industriekaufmann bis zur Anlagenmechanikerin, vom Elektroniker bis zur Betriebswirtin – die BIGGE ENERGIE bringt Licht ins Dunkel, hält das Wasser am Laufen und berät dabei nicht nur mit umfangreicher Kompetenz, sondern auch mit größtmöglicher Fürsorge. Ob Betrieb, Uni, Berufsschule oder direkt beim Kunden – hier lernen und entwickeln sich Azubis im aufregenden Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis.  
 
Was aber, wenn eine globale Pandemie den gewohnten Lehrabläufen einen Strich durch die Rechnung macht? Welche alternativen Methoden halten die Ausbildung aufrecht? Wie geht man als junger Mensch mit der Coronakrise um? Und was nimmt man möglicherweise aus ihr mit? Anfang Mai hat das Unternehmen seinen kaufmännischen Azubi Moritz Kramer per Skype gefragt – und dabei interessante Antworten zum modernen E-Learning-Alltag, den Tricks der Internetanbieter sowie Wochenendplänen nach Corona erhalten. 
 
BIGGE ENERGIE: „Moritz, guten Morgen. Ach, im Homeoffice sitzt du also auf einem Gaming-Stuhl?“ 
 
Moritz Kramer: „Genau. War eine super Investition und macht sich im Homeoffice echt bezahlt.“ 
 
BE: „Wie geht’s dir denn in der momentanen Situation?“ 
 
MK: „Mir persönlich geht es sehr gut, ich kann mich nicht beklagen.“ 
 
BE: „Sag mal, wie war das, als euch mitgeteilt wurde, dass sich der Ausbildungsalltag wegen Corona grundlegend verändern wird?“ 
 
MK: „Da war ich gerade in der Vertriebsabteilung. Mein Ausbildungsleiter Michael Köhler kam rein und sagte uns, dass wir an den Berufsschultagen freigestellt werden, um die anfallenden Hausaufgaben von zuhause aus zu erledigen. Ein paar Tage später, ca. zwei Wochen vor den Osterferien, hat sich das Virus in Deutschland dann ja noch weiter verbreitet. Zu unserem und zum Schutz aller Kunden haben wir dann ebenfalls den Betrieb in unseren Großraumbüros ins Homeoffice verlagert.“ 
 
BE: „Und dann?“ 
 
MK: „Wir Azubis haben ein Projekt fortgesetzt, in das wir von den Essener Netzwerkpartnern bereits vor drei Monaten eingeführt wurden – das Einmaleins der Energiewirtschaft. Da geht es um technische und physikalische Grundlagen, etliche Fachbegriffe, sehr viel Rechtliches und natürlich auch Steuerfragen. Wissen, was man eben braucht, um im Kundengespräch perfekt gewappnet zu sein. Während der Ausgangsbeschränkungen wurde das als Online-Seminar weitergeführt.“ 
 
BE: „Klingt spannend und fällt euch als Generation, die nicht nur mit, sondern auch im Internet aufgewachsen ist, bestimmt ohnehin sehr leicht. Wie habt ihr euch denn in dem Projekt organisiert und wie sah das im Zusammenhang mit den strikten Kontaktbeschränkungen aus?“ 
 
MK: „Vor Corona konnten wir ja noch mit dem Firmenwagen zu den Seminaren nach Essen fahren,  die Nächte im Hotel verbringen und den Unterricht wie gewohnt besuchen. Als wir jedoch anfangen mussten, die Auflagen der Bundesregierung zu befolgen, sah das von jetzt auf gleich ganz anders aus. Ab da fanden Aufgabenverteilung und die gesamte Zusammenarbeit digital statt. Den Großteil haben wir dann über Skype geregelt. 
 
BE: „Und woran genau arbeitet ihr gerade?“ 
 
MK: „Momentan beschäftigt uns vor allem das Thema Strompreisvergleich. Da stellen wir die großen deutschen Stromlieferanten gegenüber, schauen uns deren Angebote im Internet an und stellen fest, dass vieles von dem, was Kunden schmackhaft gemacht wird, zum Teil irreführende Lockrufe sind.“ 
 
BE: „Wie das?“ 
 
MK: „Naja, manche Tarife enthalten scheinbar lukrative Sachangebote wie TV-Geräte oder Gutscheine. Wenn man das aber mal durchrechnet, fällt auf, dass sich diese Lockrufe schon ab dem zweiten Jahr nicht mehr rentieren. Ich bin der Meinung, dass Internetanbieter glauben, die Menschen seien faul. Die verlassen sich darauf, dass Kunden ihren Vertrag, der sich spätestens im zweiten Jahr nicht mehr rechnet, einfach weiter laufen lassen.“ 
 
BE: „Und was kann man dagegen machen?“ 
 
MK: „In meinem ersten Ausbildungssemester war ich im Kundenservice. Da riefen ganz viele Leute an, die meinten, sie hätten einen total tollen Tarif bei einem Internetanbieter abgeschlossen und wie es denn sein könnte, dass die günstiger als wir wären. Da musst du als Berater natürlich erstmal Aufklärungsarbeit leisten. Und wenn man dann unsere Tarife und die der vermeintlich günstigen Internetanbieter genau durchgeht, wird schnell deutlich, woran es bei diesen Lockangeboten eigentlich hakt. Nach so einem Gespräch kommen die Leute dann meistens auch direkt bei uns vorbei, bedanken sich und schließen ihre Folgeversorgung bei uns ab. Geht ja auch echt easy: Der Kunde bekommt seinen Vertrag zugeschickt, sendet ihn unterschrieben an uns zurück und wir kümmern uns um den Rest.“ 
 
BE: „Was bewegt die Kunden denn konkret zum Umdenken?“ 
 
MK: „Im Vergleich zu sämtlichen Internetanbietern versprechen wir halt nicht das Blaue vom Himmel. Unsere Aufklärung ist transparent, die Preise fair und jede Beratung ist am Kunden orientiert – nicht an Gewinnmaximierung.“ 
 
BE: „Gibt es deiner Meinung nach noch mehr, dass den Menschen beim Abschluss eines Stromvertrages besonders wichtig ist?“ 
 
MK: „Nachhaltigkeit! Gerade bei uns Jüngeren ist das ein Thema, das immer wieder im Vordergrund steht. Da fand ich es auch echt cool, dass wir letztens ein Seminar hatten, wo es um Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen ging.“ 
 
BE: „Der Nachhaltigkeitsgedanke ist bei uns im Sauerland ja ohnehin besonders ausgeprägt. Und das nicht nur, weil es hier extrem viele Wanderrouten oder unser umweltorientiertes Wasserkraftwerk gibt. Mit Kirchhundem liegt im Sauerland ja sogar die grünste Gemeinde in ganz Nordrhein-Westfalen. Was macht eine Ausbildung und das Leben im Sauerland darüber hinaus so wertvoll? 
 
MK: „Im Sauerland haben wir eine extrem starke Wirtschaft, die berufliche Sicherheit bieten kann. Unabhängig von unserer schönen Heimat ist eine praxisnahe Ausbildung meiner Meinung nach sehr sinnvoll. Wenn man ebenfalls studieren möchte, kann man bei uns ja sogar beides in Form eines dualen Studiums machen.“ 
 
BE: „Was denkst du, wie man hier im Sauerland am besten um zukünftige Auszubildende werben kann? Gerade jetzt, wo durch coronabedingte Kontaktbeschränkungen diverse Azubi-Messen ausfallen werden, ist es ja noch mal eine gänzlich neue Herausforderung, um junge Menschen zu erreichen.“ 
 
MK: „Besonders über Social Media kann man heutzutage sehr zielführend junge Leute erreichen. Klassische Zeitungsanzeigen empfinden die meisten in meinem Alter als etwas aus der Mode gekommen, weil wir kaum oder gar keine Printmedien mehr konsumieren. Eine kreativ designte Internetseite bleibt da eher im Kopf. Das Gute daran ist ja auch, dass man die entsprechenden Inhalte extrem schnell in Soziale Netzwerke wie Instagram übersetzen kann.“ 
 
BE: „Mal was anderes: Du hast ja gerade selbst schon deine Generation angesprochen. Wie schafft man sich in deinem Alter eigentlich einen Ausgleich in der Corona-Einöde? Man liest ja immer wieder, dass z.B. Meditation gerade total im Trend liegt.“ 
 
MK: „Also die Art von Ausgleich brauche ich zum Glück noch nicht. Da gehe ich lieber mal eine Runde laufen und – sobald das wieder möglich ist – mit den Jungs auf den Bolzplatz.“ 
 
BE: „Haben Corona und die ganzen Veränderungen, die dadurch auf unserem Planeten stattfinden, auch was an deinem Weltbild verändert?“ 
 
MK: „Für mich steht auf jeden Fall fest: So eine Krise habe ich noch nicht erlebt. Allein, dass die Wirtschaft in manchen Bereichen komplett runtergefahren wurde, ist eine Erfahrung, die ich so überhaupt nicht kannte. Als Energieversorger bleiben wir da zum Glück noch relativ verschont. Ich denke, dass Corona am Anfang von vielen unterschätzt wurde. Wenn man nach Amerika guckt und die dortige Krisenpolitik unter Trump oder die Ansteckungsrate sieht, kann einem schon Bange werden. Alles in allem bin ich mir aber auch sicher, dass die komplette Menschheit aus der Krise lernt.“ 
 
BE: „Was denn beispielsweise?“ 
 
MK: „Auf jeden Fall frühere Vorsichtsmaßnahmen, zum Beispiel Urlaubsverbote. In manchen österreichischen Skigebieten war es ja so, dass sich das Virus so rasant ausgebreitet hat, sodass es zu flächendeckenden Infektionsketten kam.“ 
 
BE: „Stimmt. So schön Urlaub auch ist, systemrelevant ist er sicher nicht. Apropos: In den vergangenen Wochen war ja immer wieder von ‚systemrelevanten Berufen‘ die Rede. Findest du, dass die Arbeit bei einem Energieversorger systemrelevant ist?“ 
 
MK: „Auf jeden Fall, auch wir sind systemrelevant! Wenn irgendwo was kaputt geht und wir uns nicht darum kümmern, können Licht oder Wasser schnell mal ausbleiben.“ 
 
BE: „Keine schöne Vorstellung. Aber gibt es deiner Meinung nach denn auch etwas, dass nach der Pandemie so bleiben sollte wie es jetzt ist?“ 
 
MK: „Ich bin fasziniert, wenn ich die Bilder aus Venedig sehe. Natürlich sind die Delphine in den Kanälen dort gut gemachte Photoshop-Fakes, aber allein die Tatsache, dass sich die Tiere wieder an die Küste trauen, finde ich wahnsinnig toll. Das zeigt einfach, wie schlecht die Menschheit in der Vergangenheit mit der Natur umgegangen ist. Daraus sollten wir lernen!“ 
 
BE: „Und was ist das Erste, was du machst, wenn sämtliche Kontaktauflagen wieder vollständig aufgehoben sind?“ 
 
MK: „Ich trommele meine Leute zusammen und gehe erst mal eine Runde kicken. Zum Wochenende wird es mich dann wieder ohne größere Bedenken in eine der vielen Olper Kneipen ziehen, um ein paar Bierchen zu trinken.“ 
 
BE: „Zum Wohl, Moritz! Danke für das Interview!“