16.03.2016

Heimische Osterbräuche


Schmecken gesegnete Ostersemmeln eigentlich besser als weihwasserfreie Sonntagsbrötchen? Wer am höchsten Fest des Christentums alle Osterbräuche selbst miterleben will braucht mehr Zeit als für ein Frühstück und außerdem eine To-Do-Liste von Attendorn bis Drolshagen. Versuchen Sie lieber nicht, die Osterfeuerei in den heimischen Vorgarten zu verlegen. „Das macht nur Dreck!“, so würden es erfahrene Hausfrauen sagen. Gute Argumente in Olpe wären wohl das Ansingen auf dem Marktplatz und gesangliche Höhepunkte auf dem Gallenberg. In Attendorn überbieten sich die Osterfeuervereine heimlich jedes Jahr mit Feuern, die man Ehren halber vorbereitet und nicht aus den Augen lässt – das unterscheidet hier den brandgefährlichen Adventskranz bedeutend vom Osterfeuer.
Per Satellit zum Ei
Die schönste Osteraktivität für die kleinen Südsauerländer ist und bleibt natürlich die Eiersuche. Bereits zum elften Mal ist das in Drolshagen am Ostermontag sogar per Satellit und GPS-Signal möglich! Eine echte Hightech-Jagd durch die Südsauerländer Natur also - und ein Riesenspaß für fleißige Sucher jeden Alters! Mitmachen kann nämlich jeder von 10-99 Jahren, Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren aber nur in Begleitung von Erwachsenen. GPS-Geräte werden zur Verfügung gestellt, außer festem Schuhwerk muss also nichts mitgebracht werden. Natürlich gibt es am Ende auch einen Preis: Unter allen Gruppen, die das letzte Osterei finden, wird ein Verzehrgutschein über 50,00 Euro verlost. Familien und Gruppen, die Lust haben mitzumachen, können sich noch bis Karsamstag anmelden. Mehr Informationen gibt es hier
Klapperei statt Kirchenglocken
In Drolshagen schickt die Gemeinde St. Clemens statt Hornbläsern lieber ihre Kinder zum Lärm machen und zum Sammeln für den guten Zweck los. Rumgeklapper in den Gassen statt Angelusläuten vom Turm. Da können sich die Eltern wenigstens sicher sein, dass ihre Kleinen abends freiwillig keinen Lärm mehr machen und lieber müde in die Federn fallen. Wenn das nicht mal eine gelungene Nachwuchsosterbeschäftigung ist.
Musik liegt in der Sauerländer Luft
Dank der besonders in Attendorn gepflegten Ostertradition können Sie die Zeit ab Gründonnerstagabend etwas südländischer wahrnehmen. Lassen Sie Ihre Uhr getrost zuhause und stellen Sie auf musikalisches Oktavintervall um – die Minuten sollen nicht mehr interessieren. In alle Himmelsrichtungen bläst man hier am Karfreitag und -samstag die Stunden mit dem Nachtwächterhorn und die Ministranten ratschen dazu. Verzählen ist Ehrensache. 
Herz an Herz zu Ostern
Zusätzlich zu den Ostereiern suchte Wenden in früheren Zeiten „Ostermädchen“ und „Osterjungen“. Da traf Osterbrauch auf Partnervermittlung. Die Paare wurden durch Los bestimmt und am Osterabend erreichte damals die Spannung ihren Höhepunkt. Man gab die „Osterliste“ bekannt und der Partner wurde von oben bis unten begutachtet. Als Geschenk für die Erwählten gab es natürlich zuckrigen Naschkram und liebevoll verzierte Ostereier. Ostern als Fest der Liebe!
Dat Poskekrüz, dat is dai Stolz de Poorte
An Ostern feiern Christen, dass Jesus den Tod für die Menschen überwunden hat. Das ist ein Grund zur Freude und mancherorts wird dabei sogar von ganzem Herzen gelacht. So kitzelt am Karsamstag auf dem Attendorner Alter Markt eine Ansprache in feinstem Platt das Osterlachen aus den wehrlosen Zuhörern. Sicherlich auch eine hervorragende Zwerchfellgymnastik für das zu bewältigende Festessen an den Osterfeiertagen. Außerdem das Startsignal für die Poskebrüder auf den Osterkopp zu klettern. Das ganze folgende Spektakel mit Abfackeln und Fackelschwenken hat sich auch außerhalb der Region herumgesprochen. Die „showlustigen“ Besucher nehmen da schon mal ein paar Kilometer auf sich, um auch ein bisschen mit zu feuern und natürlich beeindruckende Tradition zu studieren. Wenn Sie zwischendurch bei all der Osteraktion mal Zeit haben, grüßen Sie recht freundlich  Ostereieranmaler, GPS-Osternestsucher, Feuermacher und Festtagsbratenbastler. Man sieht sich bei der Traditionspflege.